Kinder und Finanzen: So wächst das Vermögen deines Kindes
In einer Welt, in der finanzielle Unabhängigkeit und Sicherheit immer wichtiger werden, ist es essenziell, dass Kinder schon früh lernen, wie sie mit Geld umgehen und es sinnvoll investieren können. Dieser Ratgeber-Artikel zeigt drei effektive Wege auf, wie Eltern ihre Kinder dabei unterstützen können, finanzielle Kompetenz zu entwickeln und ihr Vermögen zu vermehren. Von Sparstrategien über kluge Investitionen bis hin zu wertvollen Tipps für den Alltag – hier erfährst Du, wie Du den Grundstein für eine erfolgreiche finanzielle Zukunft Deines Kindes legen kannst.
Was kostet ein Kind in der Schweiz?
«Mit welchen Kosten sollte ich bei der Familienplanung rechnen? Und wie kann ich am besten für die Zukunft für meine Kinder ansparen?» Diese Fragen wird immer wieder in meinen Finanzkursen gestellt. Pauschalantworten gibt es keine, weil es darauf ankommt, aus welchem Blickwinkel man das Thema betrachtet. Hier ein paar Daten:
- Neuere Daten des Kantons Zürich zeigen für 2024 in der Zürcher Kinderkosten-Tabelle, dass je nach Alter ein Einzelkind pro Monat zwischen 1'415 und 1'895 Franken direkte Kosten für Ernährung, Kleidung etc. anfallen, bei mehreren Kindern sind es ungefähr zwischen 1000 – 1’690 Franken. Rechnet man dies auf 20 Jahre hoch, dann sind dies ungefähr 240'000 – 455'000 Franken an direkten Kosten.
- Etwas ältere Schätzungen vom BFS (Kinderkosten in der Schweiz, 2009) betrachten neben direkten Kosten auch indirekte Kosten - die Zeitkosten, die dadurch entstehen, dass Eltern ihre Kinder betreuen. Das BFS hat diese in Form von Mindererwerbseinkommen und in der Form durch Kinder bedingter unbezahlter Haus- und Familienarbeit berechnet und kam zum Schluss, dass z.B. bei Müttern mit zwei Kindern in einem Paarhaushalt ca. 1'625 Franken pro Monat an Erwerbsausfall anfallen. In 20 Jahren wären dies ca. 390'000 Franken.
Kinderbetreuung birgt sowohl direkte als auch indirekte Kosten
Direkte Kosten entstehen durch die Bezahlung von Kinderkrippen, Tageseltern oder Nannys. Diese Ausgaben können je nach Region und Art der Betreuung stark variieren, fügen jedoch stets eine beachtliche Belastung zum Familieneinkommen hinzu. Beispielsweise können Vollzeit-Kinderkrippen monatlich mehrere tausend Franken kosten.
Indirekte Kosten sind weniger offensichtlich
Sie umfassen Einkommensverluste eines Elternteils, der weniger arbeitet, sowie mögliche Karriereverzögerungen. Diese indirekten Kosten können langfristig erheblichen Einfluss auf die Vermögensbildung der Familie haben.
Es ist für Eltern von grossem Vorteil, sowohl die direkten als auch die indirekten Kosten der Kinderbetreuung frühzeitig zu analysieren. Durch eine frühzeitige und umfassende Planung können sie die bestmöglichen Finanzstrategien entwickeln und so sicherstellen, dass nicht nur die Betreuung ihrer Kinder, sondern auch die finanzielle Zukunft optimal gesichert ist.
Finanzplanung für Familien
Jede Familie sollte sich früh mit der Finanzplanung auseinandersetzen. Das bedeutet, klare Ziele zu setzen, Budgetpläne zu erstellen und die Ausgaben regelmässig zu überprüfen. Eine solide Finanzplanung erlaubt es, zukünftige Herausforderungen vorherzusehen und sich darauf vorzubereiten. Dadurch können Familien möglichen finanziellen Engpässen proaktiv entgegenwirken.
Gefühl der Sicherheit
Es ist entscheidend, langfristige Sparpläne in Betracht zu ziehen und zu verstehen. Ob Bildungssparen oder Rücklagen für unvorhergesehene Ereignisse - Sparpläne bieten vielseitige Möglichkeiten, um ein Finanzpolster aufzubauen.
Durch solche Finanzstrategien können Familien nicht nur ihre Gegenwart sichern, sondern auch die Grundlage für eine stabile und erfolgreiche Zukunft schaffen. Indem sie bewusste Entscheidungen treffen und sich kontinuierlich über Finanzthemen informieren, werden Eltern befähigt, die bestmöglichen finanziellen Entscheidungen zu treffen. Dies fördert nicht nur die finanzielle Gesundheit der Familie, sondern wirkt sich auch positiv auf die Lebensqualität aus.
Was bedeutet ein Kind finanziell?
Zugegeben, mein Mann und ich haben vor unserem ersten Kind nicht berechnet, was ein Kind finanziell für uns bedeutet. Die Vorfreude hat einfach überwiegt und wir haben darauf vertraut, dass wir das finanziell schaffen werden. Nicht alles im Leben kann im Voraus geplant und perfekt evaluiert werden. Heute teilen wir uns die Arbeit rund um Job und Familie. Zusätzlich hat man in Studien herausgefunden, dass ein Modell mit 70% Auslastung auf der Arbeit für beide Partner optimal sein soll in Bezug auf Vorsorge, Lifestyle und Steuern, sagt Helena Trachsel im SRF DOK “Frauen und Geld”.
Mittlerweile sind unsere Jungs 13 und 15, ein bisschen Geld haben wir für die Ausbildung regelmässig auf die Seite gelegt, aber selbst ich merke, dass ein etwas robusterer Finanzplan für die Zukunft dringend her sollte. Mit den Gedanken scheine ich nicht allein zu sein. Viele Menschen sprechen mich darauf an, z.B.: «wir legen jeden Monat die 250 Franken Kindergeld auf die Seite, aber auf dem Sparkonto, bringt das noch was oder gibt es bessere Lösungen?». Ich habe mich da mal umgesehen was es so alles gibt und hier sind ein paar Optionen und Tipps:
Sparen auf dem Kindersparkonto
Sparen auf einem Kindersparkonto bietet jungen Familien eine hervorragende Möglichkeit, frühzeitig ein finanzielles Polster für ihre Kinder aufzubauen. Dank der sicheren Zinssätze wächst das Ersparte stetig, während Eltern gleichzeitig ihren Kindern den Wert des Sparens vermitteln. Solch ein Konto dient nicht nur dem finanziellen Wachstum, sondern schafft auch eine solide Grundlage für zukünftige Investitionen und erreicht das Ziel, dem Kind finanzielle Unabhängigkeit zu ermöglichen.
Fast alle Schweizer Banken bieten mittlerweile Jugendkonten an. Diese bieten meistens um die 0,5% (in Höchstwerten bis zu 1%) Zinsen auf einen begrenzten Betrag (zwischen 10.000 bis 50.000 CHF). In der Regel sind die Konten kostenlos und haben ein Alterslimit zwischen 18-25 Jahren. Oft gibt es Rückzugsbedingungen zwischen 10.000 bis 20.000 CHF pro Monat.
Vorteile eines Kindersparkontos
Ein Kindersparkonto bietet zahlreiche Vorteile, da es jungen Familien ermöglicht, systematisch für zukünftige Ausgaben des Kindes zu sparen. Durch regelmässige Einzahlungen wächst das Vermögen stetig.
- Das Geld ist sicher verwahrt
- Man profitiert von geringeren (oder keinen) Gebühren und Vorzugszins bis zu einem gewissen Limit (Achtung: oft werden z.B. nur die ersten 1'000 Franken mit 1% verzinst und der Rest mit einem tieferen Zins)
- Das Geld steht flexibel zur Verfügung, z.B. bei Volljährigkeit oder für einen bestimmten Anlass (Achtung: Limits für Ausschüttungen bei Abschluss beachten)
- Oft kommt das Sparkonto zusammen mit anderen Vergünstigungen für Kinder und Jugendliche, z.B. mit Paketen wie Gratistickets, Vergünstigungen für den ÖPNV etc.
Ein Kindersparkonto schafft finanzielle Sicherheit und ermöglicht eine sorglose Zukunft für das Kind.
Langfristig betrachtet: Ein gut geführtes Kindersparkonto kann in späteren Jahren entscheidend sein, um notwendige Ausgaben wie Studium, Reisen oder andere größere Anschaffungen ohne Druck zu finanzieren. Eltern legen damit den Grundstein für eine finanziell gesicherte und unabhängige Zukunft ihrer Kinder.
Nachteile eines Kindersparkontos
Ein Kindersparkonto bietet zwar viele Vorteile, jedoch gibt es auch einige Nachteile, die bedacht werden sollten.
- Seit 2016 sind die Zinsen aufgrund der niedrigen Zinspolitik extrem gesunken, was bedeutet, dass die erzielten Gewinne auf einem Kindersparkonto minimal ausfallen.
Wenn man als Beispiel monatlich das Kindergeld von 250 Franken einzahlt. Nach 20 Jahren bei 0.5% Zins erreicht man so 63'081 Franken, wovon die Zinsen 3'081 Franken ausmachen. Die Inflation ist hier nicht mit eingerechnet (gerechnet mit Rechner von Moneyland). - Ein weiterer Nachteil ist die eingeschränkte Flexibilität. Das Geld auf dem Sparkonto steht nicht immer sofort zur Verfügung, was unvorteilhaft in unvorhergesehenen Situationen sein kann.
Trotz dieser Nachteile kann ein Kindersparkonto dennoch ein gutes Instrument sein, um Kindern den Wert von Sparen und finanziellem Verantwortungsbewusstsein zu lehren.
Sparen mit einem Fondssparplan
Da das Geld für die Kinder, je nachdem, wann man anfängt, einen langen Anlagehorizont haben kann, eignet es sich gut für eine Anlage. Eine Möglichkeit für regelmässige Einzahlungen bieten Fondssparpläne – Anlagen in einen Fonds, welche man regelmässig, z.b. einmal pro Monat per Dauerauftrag macht. Viele Fondssparpläne kann man mittlerweile auch im Namen der Kinder eröffnen.
Vorteile eines Fondssparplans
Ein Fondssparplan bietet zahlreiche Vorteile für das finanzielle Wachstum eines Kindes.
- Langfristiges Wachstum: Das Geld hat eine Chance sich mit der Anlage zu vermehren. Hätte man wie im Beispiel oben z.b. jeden Monat 250 Franken in einen Fondssparplan auf den Swiss Market Index angelegt, dann ergäbe dies in 20 Jahren 139'082 Franken, wovon die Rendite 79'082 Franken ausmachen würde (gerechnet mit Rechner von Moneyland und 7.8% durchschnittliche Rendite auf den SMI).
- Flexibilität: Anlegen ist mit kleinen Beträgen möglich, in viele Fondssparpläne kann man je nach Anbieter ab 20, 50 oder 100 Franken anlegen. Einzahlungen können regelmässig oder unregelmässig erfolgen.
- Sonderkonditionen: Für Kinder und Jugendliche gibt es auch bei Fondssparplänen teilweise Sonderkonditionen, z.B. bei verschiedenen Kantonalbanken und den grösseren Anbietern wie Raiffeisen, Postfinance, Migrosbank. Eine gute Übersicht über Fondssparpläne und Konditionen kann man gratis bei Moneyland herunterladen.
Nachteile eines Fondssparplans
Trotz der zahlreichen Vorteile gibt es auch einige Nachteile, die bei einem Fondssparplan berücksichtigt werden sollten:
- Marktrisiken: Die Anlage in einen Fondssparplan ist mit Risiken verbunden, der Gewinn ist nicht garantiert und es können Verluste entstehen.
- Lange Zeitspanne: Für die besten Resultate muss eine lange Zeitspanne zur Verfügung stehen (am besten mehr als zehn Jahre) damit die Anlage Sinn macht – wenn das Geld der Kinder zu einem bestimmten Zeitpunkt, z.B. Volljährigkeit oder Ausbildung zur Verfügung stehen soll, dann musst du das bei der Anlage berücksichtigen und früh genug entsprechend Risiko rausnehmen. Sonst besteht die Gefahr, dass du zu einem ungünstigen Zeitpunkt das Geld beziehen willst und den möglichen Geldzuwachs dadurch reduzierst.
- Privatkonto benötigt: Bei einigen Banken benötigt man neben dem Fondssparplan auch ein Privatkonto.
- Kosten: Es fallen Gebühren an, unter anderem für das Depot, Verwaltungsgebühren für den Fonds, Courtagen (Kauf und Verkaufsgebühren), Stempelsteuer etc. Moneyland schätzt die Kosten für einen Fondssparplan zwischen 0.7-3% ein. Fondssparpläne ohne Ausgabegebühren sind hier klar im Vorteil.
- Komplexität: Die Auswahl und Überwachung von Fonds erfordert Fachkenntnisse.
Bei der Investition in Fonds ist auch Geduld gefragt, da kurzfristige Schwankungen auftreten können.
Eine umfassende Beratung durch einen Finanzexperten kann helfen, die Risiken besser zu verstehen und Entscheidungen fundiert zu treffen.
Speziallösungen für Kinder und Finanzen
Da das Finanzleben eines Kindes nicht nur Vermögensaufbau bedeutet, sondern mit zunehmendem Alter auch Lösungen für den täglichen Gebrauch, z.B. Taschengeldverwaltung, Debitkarte etc. und damit verbundene Eigenverantwortung und Finanzbildung, gibt es auch Anbieter die spezialisierte Lösungen offerieren.
Nutzung von Robo-Advisors für Kinderportfolios
Neben dem Fondssparplan gibt es auch die Möglichkeit einen Robo-Advisor für ein Kinderportfolio zu nutzen. Allerdings bieten die meisten Robo-Advisors noch keine Möglichkeit das Konto im Namen des Kindes zu eröffnen und es bestehen ebenfalls keine Sonderkonditionen.
Robo-Advisors bieten innovative Lösungen zur Verwaltung von Kinderportfolios, indem sie algorithmusbasierte Anlageentscheidungen nutzen, die auf fundierten finanziellen Prinzipien basieren. Diese digitalen Helfer ermöglichen es Eltern, langfristige Anlageziele für ihre Kinder strategisch zu verfolgen.
Wer in Erwägung zieht, Robo-Advisors zu nutzen, sollte sich gut informieren und verschiedene Anbieter vergleichen, um den besten Service für die individuellen Bedürfnisse seines Kindes zu finden.
Nutzung von Apps für die Finanzbildung
Im Ausland ist Go Henry einer der Marktleader für kindergerechtes Sparen und Bezahlen. Bei uns gibt es z.B. Diggipiggi mit App und Kontrolle des Taschengelds, allerdings ist dies an Paketlösungen für die Eltern gebunden. Eine neuere Lösung ist Finny vom Schweizer Startup Fintune. Diese bieten eine App, Prepaid Debitkarte und Finanzbildung für Kinder.
Fazit
Egal wofür man sich entscheidet, beim Vermögensaufbau für die Kinder ist es so ein bisschen wie mit der eigenen Vorsorge: früh anfangen und Regelmässigkeit auch mit kleinen Beträgen macht einen grossen Unterschied. Für meine zwei Kinder habe ich unterschiedliche Lösungen, da die Wünsche der Themen beim Anlegen unterschiedlich waren: der eine hat ein Robo-Advisor Portfolio mit Fokus Nachhaltigkeit und der andere einen Fondssparplan Schweiz.
Was habt ihr für Lösungen für eure Kinder? Tipps, Erfahrungen und Empfehlungen sind herzlich willkommen😉
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