Geht es euch auch so? Mit dem Herbst und den ersten Regentagen kommen bei mir automatisch die Finanzvorbereitungen für den Jahresendspurt auf den Plan: Krankenkasse und Versicherungen überprüfen (die Krankenkasse kannst du übrigens noch bis Ende November wechseln), den Säule-3a-Check machen und schauen, ob noch etwas für die Steueroptimierung oder die Geldanlage getan werden kann.
Ich mache das alles am liebsten im November, bevor der Schnee fällt und die Skisaison ruft. Es ist für mich wie ein finanzieller Herbstputz – ein Moment, um Ordnung zu schaffen, bevor das Jahr zu Ende geht.
Gerade die Säule 3a ist und bleibt eine der effektivsten privaten Vorsorgemöglichkeiten. Und doch stellt sich dieses Jahr für viele eine neue Frage: Sofort einzahlen oder dank der neuen Nachzahl-Regel gezielt warten?
Hier sind meine Gedanken und die wichtigsten Fakten dazu.
Säule 3a: Der aktuelle Stand
- Maximalbeitrag 2025:
Für Erwerbstätige mit Pensionskasse liegt der Maximalbetrag bei CHF 7’258. Für Personen ohne Pensionskasse (z. B. Selbständigerwerbende) gilt: 20 % des Nettoerwerbseinkommens, maximal aber CHF 36’288. - Einzahlungsfrist: 31. Dezember 2025
Entscheidend ist, dass der Betrag valutarisch bis spätestens dem 31.12.2025 auf deinem 3a-Konto verbucht ist. Überweisungen am letzten Tag, deren Valuta erst im Januar erfolgt, zählen nicht fürs Steuerjahr 2025. Viele Banken setzen zudem frühere Cut-offs für Schalter- oder Online-Zahlungen – es lohnt sich also, nicht bis auf den letzten Moment zu warten. - Aufschub und Nachzahlung:
Ab dem Steuerjahr 2026 darfst du Beitragslücken ab 2025 bis zu zehn Jahre rückwirkend schliessen und diese steuerlich abziehen. Das klingt attraktiv, hat aber einige klare Bedingungen:- Die neue Regelung gilt erst ab 2025. Lücken aus früheren Jahren (z.B. 2024 oder 2023) kannst du nicht nachzahlen.
- Du musst in beiden Jahren – also im Jahr der Lücke und im Jahr des Einkaufs – ein AHV-pflichtiges Einkommen haben. Wenn du z. B. eine berufliche Pause machst und kein Einkommen erzielst, kannst du nicht nachzahlen.
- Für das laufende Jahr musst du zuerst den vollen Maximalbeitrag (2026: CHF 7’258) einzahlen, bevor du zusätzlich einkaufen darfst.
- Der nachzahlbare Betrag ist beschränkt: Egal ob angestellt oder selbständig, du kannst jeweils höchstens den im Einkaufsjahr gültigen Maximalbetrag nachzahlen.
Hier findest du alle Informationen noch genauer.
Mit der neuen Nachzahlmöglichkeit hast du ab diesem Jahr also mehr Flexibilität. Deshalb stellt sich aber auch die Frage: Jetzt einzahlen oder gezielt warten?
In diesen Fällen lohnt es sich, jetzt einzuzahlen
- Du hast ein hohes Einkommen und damit hohe Steuerprogression 2025.
Bist du dieses Jahr in einer hohen Einkommensstufe, z.B. weil du einen Extra-Bonus bekommen hast, dann steigst du auch in der Steuerprogression. In diesem Fall bringt dir jede 3a-Einzahlung unmittelbare Steuerersparnis. Faustregel gemäss Vermögenszentrum: Je CHF 1’000 Einzahlung sparst du (je nach Kanton und Einkommen) grob CHF 200 bis 400 Steuern. Bei vollem Beitrag kannst du somit schnell vierstellige Beträge sparen. Mit einem einfachen Steuerrechner von VZ, UBS, Frankly etc. kannst du die Einsparung berechnen. Hier geht's beispielsweise zum Steuerrechner des Bundes, hier von VZ. - Du hast geheiratet oder heiratest noch dieses Jahr.
Paare, die im laufenden Jahr heiraten, werden in der Schweiz gemeinsam und rückwirkend für das gesamte Jahr besteuert. Dadurch kann die Steuerprogression ansteigen. Beide Partner:innen können je ihren Maximalbetrag einzahlen, was das steuerbare Einkommen reduziert und die höhere Progression zumindest teilweise mindern kann. - Du willst dein Geld sofort mehren.
Zahlst du in Wertschriften-3a (anstelle eines reinen Sparkontos), investierst du dein Geld früher und profitierst länger von Marktrenditen. Beispiel: Ein Betrag von CHF 7'256 angelegt mit 5 % Rendite würde dir in einem Jahr ca. CHF 363 bringen (gerechnet mit dem Zinsrechner von Moneyland). Langfristig gilt: Zeit schlägt sogenanntes ”Market Timing“. Wähle für deine Säule 3a eine kostengünstige Lösung – einen Preisvergleich findest du z. B. auch bei Moneyland. - Du planst keine grösseren Veränderungen.
Wenn dein Einkommen und dein Wohnsitz stabil bleiben, du also keinen Kantonswechsel, keine Babypause, keine Selbstständigkeit oder Auszeit planst, dann spricht wenig dafür, mit der Einzahlung zu warten. Bei einer Einzahlung dieses Jahr profitierst du nicht nur sofort vom Steuerabzug, sondern dein Geld arbeitet auch früher im Zins- oder Anlageertrag für dich. - Du hast nächstes Jahr kein AHV-pflichtiges Einkommen.
Planst du eine komplette Auszeit? Dann solltest du in jedem Fall einzahlen, da du für eine Nachzahlung in beiden Jahren AHV-pflichtiges Einkommen brauchst.
In diesen Fällen lohnt sich ein Aufschub
- 2025 ist dein „niedriges Einkommen“-Jahr.
Du warst im Sabbatical, hast mit einem tiefen Teilzeitpensum gearbeitet (und planst vielleicht nächstes Jahr eine Aufstockung), warst in Elternzeit oder hast wegen Weiterbildung weniger gearbeitet? Egal, was die Gründe sind – Wenn dein Einkommen dieses Jahr tiefer ist als sonst, ist bei tiefer Progression die sofortige Steuerersparnis durch die Einzahlung kleiner. Ein Aufschub kann sich lohnen. - Du erwartest für 2026 ein höheres Einkommen.
Du bist kurz vor einer Beförderung, ein grösserer Bonus steht an? Wenn du für das nächste Jahr ein höheres Einkommen erwartest, kannst du 2026 mit der Nachzahl-Option die 2025-Lücke nachholen – und zwar in einem Jahr, in dem deine Progression höher sein wird. - Du brauchst jetzt Liquidität statt Stabilität
In der Säule 3a ist dein Geld gebunden – du kannst es nur für gewisse Zwecke wie Gründung, Rückzahlung einer Hypothek, Kauf eines Eigenheims oder Wegzug ins Ausland beziehen. Wenn du kurzfristig Flexibilität brauchst, kannst du dir mit der verzögerten Einzahlung etwas Spielraum verschaffen – und später wieder aufstocken. Ideal ist, wenn du dir einen klaren Plan zurechtlegst, wie du die Lücke stopfen möchtest (z. B. mit einem Dauerauftrag fürs nächste Jahr), damit deine private Vorsorge langfristig nicht leidet. - Du hast dieses Jahr bereits viele Abzüge.
Wenn du dieses Jahr bereits grössere Ausgaben hattest, die steuerlich abzugsfähig sind – etwa eine Renovation am Eigenheim, hohe Hypothekarzinsen oder andere Kosten, die deine Steuerbelastung ohnehin stark senken –, dann kann sich der 3a-Abzug weniger lohnen. Durch die Steuerprogression bringt jeder zusätzliche Franken Abzug weniger Entlastung, sobald du dich ohnehin in einer tieferen Stufe befindest.
In diesem Fall kann es sinnvoll sein, die Einzahlung aufs nächste Jahr zu verschieben, wenn dein Einkommen wieder höher und der Steuersatz steiler ist. Berechne den Effekt mit einem Steuerrechner oder lass dich kurz beraten – die Unterschiede können je nach Kanton und Einkommenshöhe erheblich sein.
Rechenbeispiel (VZ-Steuerrechner Säule 3a)
Mann, konfessionslos, Stadt Zürich, verdient im Jahr 1 CHF 80’000 und im Jahr 2 CHF 125’000.
Jährliche Einzahlung von CHF 7’258:
Steuerersparnis Jahr 1 = CHF 1’700
Steuerersparnis Jahr 2 = CHF 2’229
Total Ersparnis = CHF 3’929
Aufschub und Einzahlung von CHF 14’516 im Jahr 2:
Steuerersparnis Jahr 1 = CHF 0
Steuerersparnis Jahr 2 = CHF 4’453
In diesem Fall wäre die Ersparnis durch den Aufschub CHF 524.
Also, was nun?
Einzahlen dieses Jahr lohnt sich besonders bei hoher Progression, Heirat oder stabilem Einkommen. Warten kann sinnvoll sein bei tiefem Einkommen, hoher Liquiditätsbelastung, bereits vielen Abzügen oder wenn du für 2026 ein höheres Einkommen erwartest. Eine Pauschalantwort gibt es also nicht – die Entscheidung hängt von vielen persönlichen Faktoren ab.
Was sicherlich lohnenswert ist: Triff keine Last-Minute-Entscheidung im Dezember. Rechne jetzt deinen Grenzsteuersatz, klär deine Liquidität und plane bewusst, damit du für dich das Maximum herausholst.
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