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Finanzbetrug: Typische Maschen und 7 Tipps zum Schutz

Kennst du die aufpoppenden Werbungen oder auch E-Mails, in denen bekannte Persönlichkeiten wie z.B. Moderator:innen des SRF angeblich für eine Anlage, die schnell Gewinne verspricht, werben? Oder bist du beim Online-Shopping, ohne es zu wissen, auf einer Fake-Seite zum Bezahlen gelandet? Bei mir häufen sich in letzter Zeit die Anrufe dubioser Handy-Nummern, die auf Rückruf ins Leere gehen. Und damit meine ich nicht die schon fast obligaten Anrufe zur Überprüfung und Wechsel der Krankenkasse.

Gestohlene Bilder bekannter Persönlichkeiten, fake Webauftritte, falsche Versprechen - mittlerweile sind die Betrugsmethoden sehr ausgeklügelt. Die Anfragen von Betroffenen bei Konsumentenschutz-Organisationen häufen sich (s.a. interessanten Erfahrungsbericht im Kassensturz). In diesem Artikel findest du alles, was du zum Thema wissen solltest sowie ein paar einfache Tipps wie du dein Geld vor einem fiesen Betrug schützen kannst.

Finanzbetrug geschieht immer häufiger online

Das Internet und neue Technologien machen es Betrügenden leichter. Gemäss dem «KPMG Forensic Fraud Barometer» befassten sich Schweizer Gerichte im Jahr 2022 (aktuellere Zahlen stehen leider noch nicht bereit) mit 78 Fällen von Wirtschaftskriminalität, bei denen die Deliktsumme mindestens CHF 50'000 betrug. Eine Zunahme von 15 % im Vergleich zum Vorjahr, der gesamte Schaden betrug 581 Millionen Franken. In mehr als der Hälfte der Fälle waren Privatpersonen betroffen.

Und die digitale Kriminalität nimmt nur noch weiter zu. Gemäss dem BFS wurden im Jahr 2024 59'034 Straftaten mit einer sogenannten digitalen Komponente registriert, ein Anstieg um ca. 35 % gegenüber dem Vorjahr. Mehrheitlich (über 90 %) waren dies Fälle von Cyber-Wirtschaftskriminalität: Auffallend war der Anstieg unter anderem bei Phishing (+50,2 %), sowie beim Missbrauch von Online-Zahlungssystemen.

Dabei scheinen besonders auch ältere Menschen betroffen zu sein: Gemäss Pro Senectute wurden in den letzten fünf Jahren fast vier von fünf Personen über 55 Jahren (also 78,2 % der Altersgruppe 55+) mit einem Betrugsversuch konfrontiert. Die jährliche Schadenssumme wird auf rund CHF 675 Mio. (2023) geschätzt.

Das sind die typischen Maschen

Beim Finanzbetrug gibt es unterschiedliche Arten, wie vorgegangen wird. Hier nur einige Beispiele:

Anlagebetrug

Die Betrüger versprechen, dein eingesetztes Kapital schnell und oft mit wenig oder überschaubarem Risiko zu vermehren. Oft wird die Anlage mit falschen oder gestohlenen Bildern von bekannten Persönlichkeiten beworben. Häufig ist der Startbetrag relativ klein, z.B. 250 Franken. Die Investition scheint auch zu funktionieren, die Anlage wächst. In einigen Fällen bekommst du anfänglich sogar kleine Beträge zurück, um dich dazu zu animieren, mehr anzulegen. Mittels psychologischer Manipulation werden die Betroffenen dazu gebracht, noch mehr zu investieren. Geht es dann um den Bezug, wird für allen möglichen Unsinn wie z.B. Steuern, Gebühren oder Vorauszahlungen Geld verlangt. Zum Bezug kommt es nie. Der angebliche Broker verschwindet von der Bildfläche und ist nicht mehr erreichbar. Oder die Anlage macht plötzlich Verlust und das Geld ist angeblich futsch. Der Clou ist: Dein Geld war gar nie angelegt. Die Kriminellen bereichern sich einfach an den Einzahlungen, die sie den Personen kontinuierlich entlocken.

Fake Bezahlseiten

Du wirst im Online-Shop auf eine falsche Bezahlseite weitergeleitet. Diese sieht vertrauenswürdig und echt aus und entlockt dir deine persönlichen Daten. Diese nutzen Betrügende, um dein Konto zu leeren oder deine Kreditkarte zu belasten.

Angebliche Erbschaften und Lottogewinne

Betrügende geben hierbei vor, Erben von Vermögen zu sein oder im Lotto gewonnen zu haben und fordern dich auf, ihnen zu helfen, die Auszahlung zu erhalten und dich am Gewinn zu beteiligen. Natürlich musst du vorher eine Gebühr oder Vorschuss zahlen, um das Geld zu erhalten.

Love Scam

Betrügerische Personen sind mit einem gefälschten Profil unterwegs und kontaktieren ihre Opfer über Internet-Plattformen oder soziale Medien. Nachrichten gehen hin und her, rasch behauptet die betrügerische Person, sich verliebt zu haben. Geht das Opfer darauf ein, wird es so eingelullt, bis es sich tatsächlich verliebt, oft in ein Trugbild. Über Wochen und Monate hinweg wird die angebliche Liebesbeziehung aufgebaut, Zukunftspläne geschmiedet. Kurz bevor es zu einem realen Treffen kommt, passierts: die betrügerische Person gibt vor, irgendeinem Ereignis ausgesetzt zu sein, das Geld erfordert (z.B. ein Unfall, Überfall, andere einfach erklärbare Notlage). Das Opfer wird gebeten, Behandlungs-, Reise- oder sonstige Kosten zu übernehmen und Geld, oft auf ein Konto ins Ausland, zu überweisen. Es entstehen immer neue Probleme und Hindernisse, bei denen das Opfer um Geldzahlungen gebeten wird, bis sich die betrügerische Person mit einem beträchtlichen Betrag aus dem Staub macht.  

7 Tipps, um dich zu schützen

Finanzbetrug kann uns alle treffen. So kannst du dich schützen:

Hinterfragen: Wenn eine Investition schnell hohe Renditen und Gewinne verspricht, oftmals in Kombination mit eher geringem Risiko, dann solltest du sehr genau hinschauen. Mache deine eigene Recherche bevor du anlegst, vor allem bei neuen oder weniger bekannten Anbietern: Wo ist der Anbieter reguliert, wer steckt dahinter, gibt es Bewertungen? Frage auch im Bekanntenkreis nach Erfahrungen. Vergleiche das Angebot mit solchen anderer Anbieter. Oft kommst du dem Betrug schon durch simple Internetrecherche auf die Schliche.

Lass dich von Anzeigen und prominenten Empfehlungen nicht blenden: Oft sind falsche Anzeigen im gleichen Layout aufbereitet, wie die Plattform, auf der sie erscheinen. Prominente oder bekannte Menschen werden höchst selten Werbung für irgendeine Anlage machen. Oft findest du auch hier schon durch eine kleine Internetrecherche Hinweise. Im Zweifelsfall kannst du auch entsprechend bei der Medienstelle oder der bekannten Person nachfragen. Oft kommt es vor, dass diese gar nicht weiss, dass irgend eine betrügerische Person mit ihren gestohlenen Bildern Werbung macht.

Hände weg vom plötzlichen Geldsegen: Gewinne, Erbschaften, oder Geldgeschenke, die du angeblich von unbekannten Personen plötzlich erhältst, am besten einfach löschen.

Schütze deine persönlichen Daten: Kriminelle versuchen oft, deine persönlichen, sensiblen Daten wie PIN- oder Konto-Nummern auszuspähen. Überprüfe immer stets URL- und E-Mail-Adressen und oft siehst du schon daran, ob es sich um einen Fake handelt.

Achte auf Lizenzen und Regulierung: Seriöse Finanzinstitute sind lizenziert und reguliert und weisen dies auf Webseiten auch entsprechend aus. Ob ein Anbieter reguliert ist, kannst du in der Liste der FINMA nachschauen. Zusätzlich kannst du das Handelsregister prüfen. Skepsis ist angesagt wenn z.B. die Verantwortlichen häufig wechseln.

Lass dich nicht unter Druck setzen oder einlullen: Oft wird Druck ausgeübt (beispielsweise durch zeitliche Dringlichkeit), Betrügende versuchen, dich emotional einzulullen oder das Geschäft direkt am Telefon abzuschliessen. Seriöse Anbieter hingegen geben dir entsprechend Auskunft, Zeit für deine Entscheidung und alle notwendigen Dokumente.

Informiere dich: Nutze die Warnliste der FINMA, Konsumentensendungen wie Kassensturz sowie unabhängige Vergleichsplattformen Plattformen wie Moneyland. Wer informiert ist, fällt weniger auf Fakes hinein!

Finanzbetrug kommt leider immer häufiger vor. Oft melden sich die Betroffenen aus Scham auch gar nicht oder erst zu spät. Deine Alarmglocken sollten aber auf jeden Fall klingeln, wenn

  • die Anlage schnell viel Rendite verspricht,
  • du mit verkäuferischen Taktiken emotional am Ball gehalten oder unter Druck gesetzt wirst,
  • du aufgefordert wirst, Geld ein oder nachzuzahlen und dabei
  • viel marktschreierische Werbung gemacht wird.

Dann gilt: Lieber zweimal hinschauen und bei Verdacht oder entstandenem Betrug bei der Polizei oder der Hotline für Privatpersonen (FINMA-Hotline für Privatpersonen: +41 31 327 98 88, montags bis freitags von 8 bis 12 Uhr) bei der FINMA melden.

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