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In Frauen zu investieren lohnt sich für alle

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Jährlich wird im März jeweils der Weltfrauentag gefeiert. Dieses Jahr galt dabei das Motto: "Für ALLE Frauen und Mädchen: Rechte. Gleichheit. Ermächtigung.“. Dass es diesen Tag, der auf die Leistungen von Frauen und gleichzeitig auf die noch immer vorhandenen Ungerechtigkeiten und Diskriminierungen aufmerksam macht, ist so unglaublich wichtig. Und doch löst die Tatsache, dass es diesen Tag immer noch zu brauchen scheint, auch gemischte Gefühle in mir aus. Welche Fortschritte können wir denn bislang aufzeigen? Und welche Chancen ergeben sich dabei für uns alle?

Schleppender Fortschritt

Gemäss dem Global Gender Gap Report des World Economic Forum 2025, der 148 Länder betrachtet, wird es beim gegenwärtigen Fortschritt noch 123 Jahre dauern, bis vollständige Gleichstellung erreicht ist. Die Gleichstellungslücke ist weltweit zu 68,8 % geschlossen, was gegenüber dem Vorjahr einem Fortschritt von 0,3 Prozentpunkten entspricht. Seit der ersten Ausgabe des Reports im Jahr 2006 wurden in den letzten 19 Jahren aber gerade einmal 4,8 Prozentpunkte Fortschritt erzielt.

Die Schweiz belegt im aktuellen Ranking unter den 148 betrachteten Ländern Platz 16, nach Litauen und vor Spanien, und hat sich damit im Vergleich zum Vorjahr um 13 Plätze verbessert. Angeführt wird die Rangliste von Island (92,6 %) gefolgt von Finnland (87,9 %) und Norwegen (86,3 %).

Das ökonomische Potenzial der Gleichstellung

Moody's Analytics schätzte, dass das Schliessen der Geschlechterlücke in der Erwerbsbeteiligung und im Management in den OECD-Ländern alleine die weltweite wirtschaftliche Aktivität um etwa 7 % oder rund 7 Billionen US-Dollar (6.1 Billionen Franken) pro Jahr steigern könnte.

Eine der grössten wirtschaftlichen Chancen ist unbezahlte Haus- und Betreuungsarbeit. Schätzungen zufolge werden global täglich 16 Milliarden Stunden mit unbezahlter Care- und Hausarbeit verbracht. In der Schweiz wurde der Wert der unbezahlten Haus- und Betreuungsarbeit vom Bundesamt für Statistik im Jahr 2020 auf rund 434 Milliarden Franken geschätzt, wovon Frauen knappe 60 % des Gesamtwerts beitrugen. Besonders bei der unbezahlten Betreuungsarbeit übernahmen sie mit einem geschätzten Wert von 50,2 Milliarden Franken pro Jahr (Männer: 31,9 Milliarden) den Löwenanteil.

Und in Zeit umgerechnet? Aktuelle Erhebungen des BFS zeigen, dass Frauen in der Schweiz im Jahr 2024 durchschnittlich 57,1 Stunden pro Woche arbeiten, wovon rund 61 % (etwa 35 Stunden) auf unbezahlte Tätigkeiten entfallen. Männer leisten im Durchschnitt 54,3 Stunden pro Woche, davon 42 % (etwa 24 Stunden) unbezahlte Arbeit.

Frauen vs. Männer: Die gewichtige Einkommenslücke

Das Geschlecht macht immer noch einen gewaltigen Unterschied, wenn es um das Einkommen geht, auch in der Schweiz. Trotz des Fortschritts in Bildung und wirtschaftlicher Entwicklung verdienen Frauen, die ähnlich qualifiziert sind wie ihre männlichen Kollegen, während ihres gesamten Erwerbslebens 43 % weniger (Bericht zu Einkommensunterschieden zwischen Frauen und Männern, 2022). Frauen haben somit auch eine um 34,6 % tiefere Vorsorge.

Gemäss der Studie von Advance Schweiz und KPMG sind die zentralen Treiber der Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen das geschlechtsspezifische Lohngefälle sowie verzögerte Karriereverläufe aufgrund von Ausstiegen aus dem Beruf, Unterbrechungen und dem Wiedereinstieg ins Arbeitsleben. Die Kosten sind beträchtlich: Bei einen Jahresunterbruch mit tertiärem Bildungsabschluss erleiden Frauen eine durchschnittliche dauerhafte Lohnminderung von 3 %, und ein sechsjähriger Karriereunterbruch kann Frauen bis zu 1 Million Franken an Erwerbseinkommen kosten.

Welche Rolle wir dabei einnehmen

Zur Schliessung der Lücken und Erschliessung des wirtschaftlichen Potenzials braucht es uns alle und einen breiten Katalog an Massnahmen. Hier nur einige der Ideen, die einen Beitrag leisten könnten:

  • breit angesetzte Aufklärung über die finanziellen Folgen von Teil- und Auszeit
  • Eigenverantwortung in Bezug auf die eigene Erwerbsquote
  • Förderung und Unterstützung der Berufswahl, z.B. bei MINT- Berufen
  • Sicherstellung von teilzeitarbeitsfreundlichen und nicht-diskriminierenden Massnahmen seitens der Unternehmen
  • Tagesschulen und bezahlbare Kinderbetreuung
  • Flexibilisierung des Vorsorgesystem, sodass es flexiblen Arbeitsmodellen Rechnung trägt und Care-Arbeit entsprechend berücksichtig werden kann
  • Reformen des Steuersystems

So setzt du ein Zeichen für mehr Gleichstellung

Beim Anlegen oder Ausgeben von Geld kannst du für mehr Diversität, Toleranz und Gleichstellung bewusst ein Zeichen setzen. Hier einige Ideen als Anregung:

Gender-Lens-Investing

Dazu suchst und investierst du bewusst in Unternehmen, die sich nachhaltig für Themen wie Gleichberechtigung am Arbeitsplatz, Lohngleichheit oder Diversität einsetzen. Investieren kannst du entweder über Einzelaktien oder über Fonds und Zertifikate. Beachte, dass diese Produkte aufgrund der Datengrundlage oft ein eher kleines Universum an Firmen beinhalten oder eine hohe Konzentration auf einzelne Länder. Sie eignen sich deshalb eher als Zusatz zu deinen Anlagen.

Investitionen in Unternehmen, die auf die Anforderungen von Frauen zugeschnitten sind

Unternehmen, die speziell auf die Bedürfnisse von Frauen eingehen und in Branchen oder Regionen aktiv sind, von denen erwartet wird, dass sie besonders von der zunehmenden wirtschaftlichen Kaufkraft der Sheconomy profitieren, bieten spannende Anlagemöglichkeiten. Während Mode- und Kosmetikfirmen als offensichtliche Beispiele gelten können, liegt das wahre Potenzial in Bereichen wie dem Gesundheitswesen oder der Pflegebranche.

Unterstützung von diversen Startups

Laut Pitchbook fliessen nur 1,6 % der europäischen Venture-Capital-Investitionen in von Frauen gegründete Unternehmen, in geschlechtergemischte Teams sind es 16,8 %. Angesichts dieser geringen Finanzierungschancen wenden sich viele Gründerinnen alternativen Finanzierungswegen wie Crowdfunding oder Angel-Investments zu. Gerade Crowdfunding bietet dir die Chance, auch mit kleineren Summen in verschiedene Startups zu investieren. Informationen und Listen zu von Frauen gegründeten Firmen kannst du unter anderem beim Verband Frauenunternehmen oder auf der Female Founders Map Switzerland finden.

Wie die verschiedenen Daten zeigen, liegt vor allem das wirtschaftliche Potenzial von mehr Gleichstellung auf der Hand. Beim gegenwärtigen Fortschritt wird es den Weltfrauentag aber wohl noch eine Weile lang brauchen.

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