Valentina hat kurz vor der Krise im Hoch investiert, Raffaella hat sich im Januar selbstständig gemacht. Weil wir vor allem aus Erfahrung über Geld lernen: Zwei Geschichten von Frauen und was sie mit ihrem Geld machen.
Niemand weiss alles über Geld, und in bewegten Zeiten wie jetzt schon gar nicht. Die Prognosen sind im besten Fall Szenarien. Aber es kann helfen, zu sehen, wie es anderen geht. Da wir nicht gerne über Geld sprechen und vor allem durch die Erfahrung anderer über Geld lernen, habe ich mit Valentina und Raffaella gesprochen – zwei ganz normalen und doch sehr bemerkenswerten Frauen.
Valentina Coco hat nach einem Fehler 15 Jahre ihre Finanzen ihrem Mann überlassen (sie ist übrigens Controllerin) und musste nach der Scheidung alles von Grund auf neu lernen – sie hat kurz vor der Krise investiert.
Raffaella Dabusti Wilson arbeitete über Jahrzehnte in Grosskonzernen und hat sich vor ein paar Monaten kurz vor Corona selbstständig gemacht.
Wie sie mit der Situation heute umgehen und was sie gelernt haben, erzählen sie hier.
Valentina Coco - Senior Controllerin, geschieden, Mutter
Ich komme aus Italien, bin kurz nach meinem Abschluss in die Schweiz gekommen und habe mich hier in das Land und in jemanden verliebt. Zuerst habe ich in der Analytik gearbeitet, dann bin ich mit meinem Mann ins Ausland und kehrte geschieden nach Winterthur zurück - seitdem habe ich meine Karriere und mein Leben als berufstätige alleinerziehende Mutter wieder aufgebaut.
Als ich mich von meinem Mann trennte, musste ich mich mit den Finanzen auseinandersetzen.
Du hast vor 6 Monaten angefangen zu investieren – wie hast du gelernt und in was investierst du?
Um ganz ehrlich zu sein, war die erste Investition, die ich getätigt habe, schon in meinen Zwanzigern: ein 25-Jahre-Versicherungs-/-Anlageplan. Als wir feststellten, dass die Gebühren unglaublich hoch waren und die meisten Leute kaum die Gewinnschwelle erreichten, bekam ich Angst und delegierte alles an meinen Ehemann.
Vor anderthalb Jahren, als wir uns trennten, musste ich mich mit den Finanzen auseinandersetzen.Ich las Blogs, ging zu Events und traf andere Frauen, denen es ähnlich ging. Dann hatte ich den Mut loszulegen. Ich konzentriere mich auf nachhaltige Anlagen und Gender-Lens Investing und benutze verschiedene Robo-Advisors.
Heute weiss ich, dass es kein Zeichen von Schwäche ist, um Rat zu fragen.
Du hast investiert, als die Aktienmärkte gerade im Hoch waren - macht dir der Tiefflug jetzt Sorgen?
Nein, ich mache mir keine Sorgen. Meine Anlagen sind langfristig, 10 bis 20 Jahre, und ich hoffe, dass sich das alles wieder im Laufe der Zeit erholt.
Was war bis jetzt dein grösster Fehler rund um das Thema Geld?
Mein grösster Fehler war, zu schnell zu vertrauen und mein Geld ohne einen Vergleich oder die Meinung Dritter anzulegen. Nach dieser Erfahrung habe ich mein Selbstvertrauen verloren und 15 Jahre lang das Thema Geld gemieden. Heute weiss ich, dass es keine Schwäche ist, um Rat zu fragen, und dass Fehler beim Umgang mit Geld nicht bedeuten, dass «wir es nicht verstehen» oder dass das Investieren für mich «zu schwierig» ist.
Was würdest du anderen Frauen raten?
Habt keine Angst! Nutzt die vielen Möglichkeiten, die wir jetzt haben, um die Grundlagen das Anlegens zu lernen, und findet heraus, was euch wichtig ist, wofür euer Geld stehen soll – und dann investiert.
Raffaella Dabusti Wilson - Kommunikationsberaterin, selbständig, Mutter
Seit meiner Kindheit habe ich eine angeborene Leidenschaft für das Schreiben: Von Kurzgeschichten über Gedichte bis hin zu meinem täglichen Tagebuch – ich glaube, dass Worte die Welt verändern können. Ich studierte Fremdsprachen und Wirtschaftskommunikation, ging 1998 von Italien nach England, arbeitete für Grosskonzerne und zog 2005 in die Schweiz. Hier arbeitete ich die letzten 14 Jahre für einen Grosskonzern. Anfang dieses Jahres habe ich mich als Kommunikationsberaterin selbstständig gemacht.
Ich nutze die Krise und schöpfe daraus neue Möglichkeiten.
Du hast deinen Job in einem Grosskonzern ganz kurz vor der Krise aufgegeben und dich selbstständig gemacht – fast ohne Kundenstamm und ohne Absicherung. Wie gehst du jetzt damit um?
Ich bin von Natur aus Optimistin. Ich bereue meine Entscheidung, mich selbstständig gemacht zu haben, nicht. Als Kommunikationsprofi habe ich das grosse Glück, von zu Hause arbeiten zu können, im Gegensatz zu anderen, die möglicherweise auf eine Fabrik oder ein Geschäft angewiesen sind. In Krisenzeiten ist Kommunikation wichtig, daraus schöpfe ich neue Möglichkeiten und Kunden.
Machst du dir keine Sorgen?
Klar mache ich mir Sorgen über die langfristigen Folgen dieser Krise für die Gesellschaft und die Wirtschaft, aber ich hoffe, dass es für viele auch eine Gelegenheit sein wird, neue berufliche Wege zu gehen.
Ich habe das Sparen von meinen Eltern gelernt.
Wie ist dein Verhältnis zu Geld? Wie investierst du?
Ich würde mich als Sparerin und vorsichtigere Investorin bezeichnen – Werte, die mir meine Eltern vermittelt haben. Ich habe in den letzten Jahren in die Immobilienentwicklung in Italien investiert und habe es geschafft, genug zu sparen, um mich jetzt ohne Stress selbstständig zu machen. Seit ich Kinder habe, hat sich meine Sichtweise auf Geld geändert – mir geht es vor allem auch darum, ihre Zukunft zu sichern.
Ich hatte ein bisschen Glück mit dem Timing. Im Februar habe ich mit einigen Institutionen und Finanzberatern gesprochen, um Möglichkeiten für die Anlage meiner Ersparnisse und das Geld in meiner Pensionskasse zu finden – gerade als die Krise eintrat. Jetzt habe ich alle Ideen mal parkiert und warte ab, wie sich das alles entwickelt.
Was würdest du anderen Frauen raten?
Auch diese Krise wird vorübergehen. Ich setze auf kurzfristige Bargeldeinsparungen und langfristige Investitionen, um das Risiko zu verteilen.
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Egal welchen Weg man geht, ob Sparen oder eher langfristig Anlegen, wichtig ist vor allem, dass die Entscheidung bewusst und mit allen Informationen gefällt wird und wir uns mit unserer langfristigen Finanzplanung beschäftigen – das ist ein grosser Schritt, den gemäss Studien immer noch viel weniger Frauen als Männer machen.
Und da Wissen über Geld vor allem durch Freunde und die Erfahrung anderer Menschen vermittelt wird – 44% der Frauen fragen zuerst nach Empfehlungen im Bekanntenkreis, wenn sie einen Finanzanbieter wählen – teilt euer Wissen!
Dieser Artikel wurde in Zusammenarbeit mit Watson, einer Schweizer Nachrichtenplattform, erstellt.
Hier ist der Link zum originalen Blogartikel.
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